Zensursula : Was lässt sich noch tun? : 100.000 überschritten : Fucamp Sessions


Im Rahmen der Überlegungen gegen die derzeitige Tendenz von Überwachung und Zensur gab es auch beim Fucamp am vergangenen Wochenende zwei Sessions:

Gläserne Bürger : Session beim Fucamp

In unserer Session zum gläsernen Bürger versuchte Roland ja nur bedingt erfolgreich, die Vorteile von Überwachung, Datenhaltung wie z.B. Vorratsdatenspeicherung usw. zu vertreten. Die Teilnehmer waren jedoch alle gegen diese Maßnahmen, so dass Roland seine Rolle nicht sehr lange durchhalten konnte. Es fehlte ihm natürlich auch die eigene Überzeugung für die Pro-Seite.

Angesprochen zum Thema Überwachung wurden auch die Kameras in England, die dort unter CCTV bekannt sind (Closed Circuit Television, was bedeutet, dass nur ein geschlossener Kreis die Aufzeichnungen sehen darf). Wobei Roland anmerkte, dass es gerade dort einige Fernsehsendungen anhand der Bilder von Überwachungskameras gibt, erfolgreiche Verbrecherjagden beispielsweise.

Zum Thema Zensur trug auch Stefan Selke, Professor an der Hochschule Furtwangen, bei. Er machte darauf aufmerksam, dass es nicht nur die geplante staatliche elektronische Zensur gibt, sondern darüber hinaus auch eine Offline-Zensur, teils von der Presse. Oliver Gassner fasst in einem Artikel die Links zu der Diskussion um die Tafeln und Zensur zusammen, sein Interview mit Stefan Selke, den Auftritt Selkes bei der Sendung Anne Will usw. Es ging um Selkes kritische Aussage zu Tafeln, z.B:

„Schädlich sind Tafeln nicht – aber sie nützen auch nicht so viel, wie es scheint. Tafeln dienen eher der Armutsbewältigung, nicht der Armutsbekämpfung – das ist ein Riesenunterschied!“

Recht schnell war klar, in dieser Session ist keine Aufklärung mehr nötig, es geht darum, wie kann man die Entwicklung verändern. Ein Weg dabei ist die laufende Petition, dazu weiter unten noch mehr. Ein anderer Weg ist die Unterstützung der Zulassung der Piratenpartei zur Bundestagswahl, insbesondere im Hinblick auf Fachkompetenz. Ähnlich wie die Grünen anfangs, könnten die Piraten die großen Parteien dazu bewegen, sich kompetenter mit den Themen rundum digitale Medien auseinanderzusetzen. Bislang gibt es ja kaum Politiker, die mit diesen Medien kompetent umgehen können.

Bei den Fragen, was sich vor allem außerhalb des Internets tun lässt, wurde es schon schwieriger. Einigkeit herrschte darüber, dass es im Netz nicht mehr nötig ist Aufklärung zu leisten, wer sich dort bewegt, hat alle Informationen.

Ich bin mir nicht mehr bei jeder Aussage ganz sicher, in welcher der Sessions sie getroffen wurde, da einige Teilnehmer auch in beiden Sessions waren. Ich teile jetzt mal nach meinem Gedächtnis auf. ;) Diese Diskussion über die Möglichkeiten etwas zu tun, ging jedenfalls fast nahtlos in der folgenden Session weiter.

Das Schlimmste an Zensur ist : Session beim Fucamp

In der Session wurde in der Präsentation die umgedichtete Zensursula aus dem Bild von pantoffelpunk gezeigt. [Nach dem Kommentar von pantoffelpunk korrigiert, ich hatte mir es so notiert, dass er es selbst war, sorry. Wenn mir jemand sagen kann, wer die Session stattdessen leitete, wäre es prima.] Es ging daher weiter um die Möglichkeiten sich zu wehren. Es fehle die Demonstrationskultur in Deutschland, in anderen Ländern würde viel mehr demonstriert war ein Hinweis, der jedoch gerade zu diesem Thema widerlegt wurde, denn auch im demonstrationsfreudigen Frankreich gingen Gesetze zu diesen Themen problemlos durch.

Bezogen auf die Menschen, die eben eher nicht online sind, sei es schwer diese zu überzeugen. Andere meinten manche interessiere das Thema einfach nicht. Manche kämen vor allem mit dem Argument:

„Ich habe nichts zu verbergen“

Einer erzählte daraufhin, er habe seine Mutter gefragt, wann sie das letzte Mal mit ihrem Gynäkologen telefoniert habe, da habe sie verstanden, dass sie zwar nichts zu verbergen habe, aber eben doch eine Privatsphäre, die sie unangetastet haben möchte.

Insgesamt gab es unterm Strich doch einige Ideen, wie sich vor allem diejenigen überzeugen lassen, die kaum oder gar nicht im Internet sind. Selbst zur Unterzeichnung der Petition muss man nicht online sein. Thorsten wies darauf hin, dass das auch per Post geht. So können auch Menschen mitzeichnen, die sonst das Gefühl hätten, solche komplizierte Vorgänge im Internet wollen sie lieber nicht. Natürlich ist auch die Petition nur ein Puzzleteil um gegen diese Themen vorzugehen, aber viele kleine Puzzleteilchen ergeben irgendwann auch ein Bild.

Stand heute morgen 101.655 Mitzeichner der Petition, das nächste Ziel sollte sein die erfolgreichste Petition zu werden, seit es E-Petitionen gibt. Offenbar gibt es mehrere Zählweisen, denn nach der Nummerierung der Mitzeichnenden sind es heute bereits 104.345 Unterzeichnende. Bislang war die erfolgreichste Petition im Juni 2008, die zur Halbierung der Besteuerung von Diesel und Benzin, für diese hatte wohl die Bild-Zeitung viel Werbung gemacht, es kamen 128.193 Unterstützer zusammen.

Per Post die Petition mitzeichnen

Pantoffelpunk machte in der Diskussion darauf aufmerksam, dass die Petition nicht nur online mitgezeichnet werden kann. Der Text kann auch ausgedruckt werden und auf einer Postkarte oder als Brief versendet werden. Der Petitionstext und die Begründung:

Text der Petition

Wir fordern, daß der Deutsche Bundestag die Änderung des Telemediengesetzes nach dem Gesetzentwurf des Bundeskabinetts vom 22.4.09 ablehnt. Wir halten das geplante Vorgehen, Internetseiten vom BKA indizieren & von den Providern sperren zu lassen, für undurchsichtig & unkontrollierbar, da die „Sperrlisten“ weder einsehbar sind noch genau festgelegt ist, nach welchen Kriterien Webseiten auf die Liste gesetzt werden. Wir sehen darin eine Gefährdung des Grundrechtes auf Informationsfreiheit.

Begründung

Das vornehmliche Ziel – Kinder zu schützen und sowohl ihren Mißbrauch, als auch die Verbreitung von Kinderpornografie, zu verhindern stellen wir dabei absolut nicht in Frage – im Gegenteil, es ist in unser aller Interesse. Dass die im Vorhaben vorgesehenen Maßnahmen dafür denkbar ungeeignet sind, wurde an vielen Stellen offengelegt und von Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen mehrfach bestätigt. Eine Sperrung von Internetseiten hat so gut wie keinen nachweisbaren Einfluß auf die körperliche und seelische Unversehrtheit mißbrauchter Kinder.

Wenn dieser mitgezeichnet werden soll, dann muss er an folgende Adresse gesendet werden:
An den
Deutschen Bundestag
Petitionsausschuss
Platz der Republik 1
11011 Berlin

ch musste ein bisschen suchen, um die Adresse zu finden, deshalb habe ich sie hier mal notiert. Mit angeben muss man folgende Daten:

  • Name, Vorname
  • Straße
  • Ort und PLZ

Es gibt viele Wege, wie jede/r von uns ihren/seinen Teil dazu beitragen kann etwas zu ändern, einer der Wege passt sicher auch für dich.


7 Antworten zu “Zensursula : Was lässt sich noch tun? : 100.000 überschritten : Fucamp Sessions”

  1. Ich habe natürlich auch unterzeichnet, bin mir aber nicht schlüssig, wie und ob ich mitgezählt werde. Obwohl ich richtiger weise das Land mit „Schweiz“ angegeben habe, wurde nirgendwo nachgefragt, ob ich deutscher Staatsbürger bin. Wenn aus dem Wohnort die Staatsbürgerschaft geschlossen wird und nur in Deutschland wohnhafte berücksichtigt werden, können sich die Zahlen noch verändern.

  2. Dirk Deimeke: Ich habe natürlich auch unterzeichnet, bin mir aber nicht schlüssig, wie und ob ich mitgezählt werde.

    Ich hatte es so verstanden, dass es für das Unterzeichnen nicht nötig sei, dass man wahlberechtigt in Deutschland ist. Im Gegensatz zu der Zulassung für die Piratenpartei, dort darf nur unterzeichnen, wer wahlberechtigt ist. Habe aber grad keine Quelle, die das sicher belegt. Selbst auf der Petitionsseite steht nichts Genaueres. Aber wahrscheinlich haben die unterschiedlichen Zahlen (101.655 Mitzeichner der Petition, bzw. laut Nummerierung 104.345 ) damit zu tun.

    Ich denke die wichtigste Grenze ist so deutlich überschritten, dass es nicht so wichtig ist, ob am Ende nur Wahlberechtigte zählen oder nicht. Wichtig hierbei ist die Wirkung auf die Offline-Medien.

    Wobei mir gerade einfällt, dass auch das ein Punkt war, über den noch gesprochen wurde. Denn nur wenn auch die Printmedien berichten kommt es bei vielen an.

    pantoffelpunk: Ich habe nie ein fucamp geleitet und meine Mutter auch nie gefragt, wann sie das letzte mal beim Gynäkologiker war. NIE.

    Sorry! :( Ich hatte mir in der Session pantoffelpunk notiert, habe es aber nicht explizit nachgefragt. Ich habe es korrigiert.

    Ergänzend:
    Die Anregung zur Frage nach dem Gynäkologen kam von einem Teilnehmer, nicht vom Leitenden der Session.

  3. pantoffelpunk: Nee, ernsthaft, ich weiß gar nicht, was ein fucamp ist… :-)

    Na, da hast du aber was verpasst. __Das__ Fucamp (Furtwangen im Schwarzwald Camp) war das erste von Studierenden organisierte Barcamp und fand im hochgelegenen Schwarzwald auf rund 850 Metern statt.

    Weitere Infos, siehe auch:
    http://fucamp.mixxt.de/

    Du hast aber Glück, voraussichtlich gibt es nächstes Jahr ein weiteres Fucamp, du hast also noch eine Chance teilzunehmen… ;)

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