Geniales Konzept der Podiumsdiskussion im Konzil zur OB-Wahl

Ausblick vom Konzil auf den See

Ausblick vom Konzil auf den See
Ausblick vom Konzil auf den See

Gestern abend gab es die erste Podiumsdiskussion im Konzil in Konstanz mit 10 der 13 Kandidaten. Roman Urban bestätigte Spaßkandidat zu sein, er war nicht da. Andreas Kaltenbach und Benno Buchczyk, hätten sich letzten Donnerstag anmelden müssen, um teilzunehmen.

Eingeladen hatten die Vertreter der Wirtschaft in Zusammenarbeit unter anderem mit dem Regionalfernsehen.

Konzepte bei Podiumsdiskussionen im Vergleich

  • Podiumsdiskussionen vor Wahlen sind meistens mit zu fünf Kandidaten, manchmal noch weniger.
  • Hier waren es 10 Kandidaten die berücksichtigt werden sollten.
  • Im gewohnten Konzept sprechen meist ein oder zwei sehr viel und antworten sehr langatmig. Je nach Moderator kommen alle Teilnehmer einigermaßen oder kaum zu Wort.
  • Gestern hatten alle exakt gleich viel Zeit und denselben Anteil an dem Abend.
Podiumsdiskussion mit Monitoren im Konzil
Podiumsdiskussion mit Monitoren im Konzil
  • Im Konzil ist es besonders schwierig, dass alle Zuschauer etwas von den Teilnehmern sehen, das Konzil hat wunderschöne alte Säulen, die es schwer machen viel zu sehen. Aber auch in anderen Räumen ist es oft so, dass wer nicht ganz vorn sitzt, die Kandidierenden zwar hört, aber eher nicht sieht.
  • Gestern half eine große Leinwand hinter der Bühne und viele kleinere Monitore, die im Saal verteilt waren, den Zuschauern, die nicht in den ersten Reihen saßen, das Geschehen zu verfolgen.
  • Andere Podiumsdiskussionen verteilen die Zeit unter den Teilnehmern nach dem Gefühl des Moderators.
  • Gestern gab es eine Frage an alle Kandidaten, jeder hatte 60 Sekunden Zeit, diese war auf den Monitoren auch eingeblendet und wenn sie abgelaufen war, wurde das Mikrofon ausgeblendet. Gefühlt klang manch ein Kandidat eher nach drei Minuten, weil immernoch nicht auf den Punkt gekommen, andere wirkten nach höchstens 20 Sekunden, weil es spannend war den klaren Aussagen zuzuhören. Kein Moderator könnte gefühlt die Zeit so klar verteilen, wie es mit dieser Form möglich war.
  • Ja-Nein-Fragen sind ebenfalls nicht unüblich. Bisher kannte ich es so, dass sich manche dann noch einen erklärenden Satz erlaubten, andere doch noch einen mehrminütigen Dialog anschlossen, bis ein Moderator eingriff.
  • Nach einer Fragerunde mit 60 Sekunden kamen drei Ja-Nein-Fragen. Allerdings durfte niemand etwas sagen. Die Kandidierenden hatten eine große Stimmkarte, die auf einer Seite ein grünes Ja, auf der anderen Seite ein rotes Nein enthielt. Die Karte nicht zu heben, bedeutete Enthaltung. So gab es keine interpretierenden Ja-aber-vielleicht-weil-Nein-Antworten, sondern klare Abstimmungen.
  • Am Ende gibt es ja meist die Gelegenheit für Zuschauerfragen. Häufig kommt es da vor, dass Zuschauer sehr langatmig und kompliziert fragen und von mehreren die Antwort wollen.
  • Gestern sorgte sicher auch das vorige Konzept schon dafür, dass es viel weniger nachzuhaken gab. Die Moderatoren waren sehr klar, und forderten die Begrenzung auf eine Frage an eine Person.
  • Nach Podiumsdiskussionen sind die Kandidierenden sonst zwar auch noch anwesend, aber hier und da irgendwo im Raum verteilt. Es ist nicht immer klar, ob sie in einem persönlichen oder offenen Gespräch sind. In diesem Rahmen ist es schwierig mehrere anzusprechen.
  • Im Vorraum waren schon vor der Veranstaltung einzelne Stehtische mit Namensschild für alle Kandidierenden aufgestellt. Dort konnten sie Informationsmaterial ablegen. Und nach dem offiziellen Teil hatten alle ihren Tisch, und es war leicht mit mehreren kurz in Kontakt zu kommen.
  • Zum Einstieg in eine Fragerunde erklärt üblicherweise der Moderator kurz worum es geht.
  • Gestern gab je eine kurze moderierte Filmeinblendung, die den Einstieg ermöglichte. Ein netter Effekt, passend zum Regionalfernsehen. Es wäre aber auch nicht schlimm, wenn das fehlen würde.

Fazit des Konzepts und der Veranstaltung

Wenn es nach mir geht, dann sind alle Podiumsdiskussionen genau so. Alle mit denen ich gestern sprach, waren ebenso begeistert von dieser Form. Gäbe es weniger Kandidaten, so könnten die Zeiten etwas angepasst werden, oder eben weitere Fragerunden eingeplant werden. Insgesamt jedoch eine Top-Veranstaltung, sehr professionell und klar strukturiert.

Das Konzept grenzt Kandidierende sehr klar voneinander ab. Es fällt sofort auf, wer es schafft in einer Minute, eine oder gar mehrere klare Aussagen zu treffen und auf den Punkt zu kommen. Manche wirkten extrem gehetzt und fast wie auf der Flucht und es gelang ihnen in keiner der Runden, das zu sagen, was sie geplant hatten, das Mikrofon beendete die Ausführungen.

Auffällig war auch, wer seine Antworten als wohlformulierten Text geschrieben hatte und ablas. In diesem zügigen Rhythmus können die Zuschauer geschriebener Sprache, die zu schnell vorgetragen wird einfach nicht folgen. Bei zehn Antworten auf eine Frage, bleibt niemand durchgängig hochkonzentriert, diejenigen, die zu schnell sprechen, die undeutlich sprechen, diejenigen die häufig auf „Ähm“ und „äh“ zurückgreifen, deren Inhalte bleiben weit weniger im Gedächtnis.

Rhetorisch und durch klare Sprache fielen eindeutig Henning Tartsch und Sabine Reiser auf. Mykola Neumann war der erste, der bei der Vorstellung aufstand und sich damit von den Vorrednern unterschied. Ein echtes Highlight gelang Uli Burchardt, der beim Thema Veranstaltungsraum für Konstanz, aufstand, hinter der Säule vorkam und mitten auf die Bühne wechselte, während er erklärte, dass ein Raum ohne Säulen praktisch wäre. Alle vier hatten sehr klare Aussagen und drückten sich sehr verständlich aus. Thomas Linz gelang ein Zwischenapplaus, als er erwähnte, dass bei einer Fahrt in den Norden auf der B33, immer mindestens die erste Dreiviertelstunde für die 20 Kilometer bis zur Autobahn drauf geht. Das ist seit Jahrzehnten ein zentrales Problemthema, da sind sich alle einig. Manche Kandidaten hatten erhebliche Schwächen mit dem Fachwissen über lokale Themen. Andere erzählten eher von persönlichen Problemen mit einer Situation, beispielsweise sagte Silvia Grossmann viel über ihre Erfahrungen als Einzelhändlerin.  Martin Luithle wurde von einer Wählergemeinschaft aufgestellt. Einer von dieser Gemeinschaft, stellte die Publikumsfrage an ihn zu einem Punkt, mit dem er besonders wirbt. Viele Anwesende fanden das eher peinlich. Wer zu einer Podiumsdiskussion geht, ist üblicherweise eher gut informiert, und fühlt sich so wenig ernst genommen.

Inhaltlich unterschieden sich die Kandidierenden häufig wenig bis gar nicht. Bei den Kurzfragen gab es mehrfach alle zehn grünen Ja-Karten. Bei spezielleren Punkten gab es natürlich Unterschiede, je nach Thema, passten die Positionen zur persönlichen Meinung besser oder schlechter. Meine persönliche Liste des Gesamtauftritts ist sicher nicht in allen Details repräsentativ, bei manchen Auftritten gab es jedoch sehr viele, die es ähnlich sahen:

  • Henning Tartsch und Sabine Reiser teilen sich den ersten Platz
  • Uli Burchardt und Mykola Neumann trafen klare Aussagen, gehören jedoch zu den sehr ruhigen, weniger charismatischen Vertretern
  • Sabine Seeliger und Sven Zylla gelang es selten klare Aussagen zu treffen. Vieles blieb unklar, teils weil die Zeit nicht reichte, teils weil die Sprache zu kompliziert war, teils weil die Ausführungen zu wenig konkret waren.
  • Martin Luithle, Silvia Grossmann, Thomas Linz und Klaus Springer gelang es insgesamt nicht das Publikum von sich zu überzeugen.

Podiumsdiskussion als Videos

Eine Aufzeichnung der Podiumsdiskussion ist online verfügbar:


2 Antworten zu “Geniales Konzept der Podiumsdiskussion im Konzil zur OB-Wahl”

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