z‘ Konschdanz – uff Schtuegert – ge Eikaufe go – Grammatik im Dialekt

Skifahren ohne Schnee im Sonnenschein Fasnet in Konstanz

Plüschelefant vor der "Seilbahn" Fasnet in KonstanzDie @kischtrine fragte auf twitter woher das „z“ bei z‘ Konschdanz (Konstanz) kommt. Sofort waren sich alle einig, dass es ein „zu“ ist, also wie beim Dom zu Speyer. Ich wollte es etwas genauer wissen. Wie sich beim Dom zu Speyer noch erkennen lässt, war es wohl früher mal üblich, dass Ortsnamen mit zu gebildet wurden.

zu Konstanz – z‘ Konschdanz

Heutzutage ist es jedoch kaum noch passend. Derzeit hört oder liest man es bei uns in Konstanz noch ab und zu, wenn vom Konziljubiläum die Rede ist, es gab vor 600 Jahren das Konzil zu Konstanz, mit der einzigen Papstwahl auf deutschem Boden. Würde ich jedoch sagen wir treffen uns am Bahnhof zu Stuttgart, so klänge es im Hochdeutschen zumindest sehr veraltet.

Noch weniger passend klänge es im Hochdeutschen, wenn ich sagen ‚ich war zu Stuttgart‘ oder ‚ich war zu Konstanz‘.  Im Dialekt dagegen ist nach wie vor nicht ungewöhnlich, sondern völlig normal, zu sagen, ‚i bin z‘ Konschdanz gsi‘ oder auch ‚i bin z‘ Schtuegert gsi‘. Dialekt ist also nicht nur eine veränderte Aussprache, oder ein anders klingender Begriff. Denn Schtuegert und Stuttgart ähneln sich zwar, sind jedoch für Menschen, die alemannisch nicht gewohnt sind, doch schwer als dieselbe Stadt erkennbar. Zusätzlich gibt es im Dialekt auch eine andere Grammatik.

nach Stuttgart – uff Schtuegert

ältere Herrschaften im Sonnenschein Fasnet in Konstanzuf, auch uff, bedeutet auf. In Kombination kann es auch nuff sein, das Gegenteil ist ’nab‘, direkt übersetzt wäre das hoch und runter. Aber nuff und nab muss nicht in jedem Fall eine Höhe sein. Von Konstanz aus, sagt man auch ‚i gang uff Schtuegert nuff‘ das hoch, bezieht sich dabei auf die geografische Lage. Von Konstanz aus liegt nahezu alles in Deutschland oben, also im Norden. Auch das ‚auf‘ ist nicht wörtlich zu übersetzen, den wir sagen auch: ‚i gang uf d‘ Bus, oder i gang uf d‘ Zug‘, dabei meinen wir nicht, dass wir auf dem Dach der Fahrzeuge unterwegs sind. Auf, also uf ist jedoch nicht geografisch, denn ich kann auch sagen, ‚i gang uf Züri‘ obwohl das im Süden liegt. Dieses ‚uf‘ bedeutet also eher ’nach‘.

Die meisten Informationen zu den Begriffen ‚z‘ Konschdanz‘ und  ‚uff Schtuegert‘ fand ich in einem Artikel der Stuttgarter Nachrichten. Zu ‚ge eikaufe go‘ oder in Vergangenheit ‚i bin ge eikaufe gsi‘ findet man dieses Beispiel bei den alemannischen Beispielsätzen in der alemannischen Wikipedia und ebenfalls in der deutschen Wikipedia.

zum Einkaufen gehen – ge Eikaufe go

Skifahren ohne Schnee im Sonnenschein Fasnet in KonstanzDie Grundform wäre ‚ge Eikaufe go‘ (zum Einkaufen gehen), ich gehe einkaufen, heißt  ‚I gang ge eikaufe‘. Fragt man, ob jemand einkaufen war, heißt es: ‚bisch ge eikaufe gsi‘. Natürlich geht das mit nahezu jedem Verb, möglich ist auch zu fragen ‚gosch ge dusche?‘, aber ebenso kann die Frage heißen ‚duschesch no?‘. Beides fragt nach dem Duschen.

‚gosch ge dusche?‘ würde ich fragen, wenn es schon offensichtlich ist, ich sehe jemand auf dem Weg zum Bad. Ich frage jedoch auch so, wenn ich darum bitte, jetzt noch duschen zu gehen, weil wir beispielsweise bald gemeinsam gehen wollen. Im Dialekt fragen wir zunächst meistens. Direkte Bitten oder gar Befehle sind im ersten Anlauf unhöflich.

‚duschesch no?‘ würde ich fragen, wenn ich die reine Information haben möchte, es mir aber völlig egal ist, ob die Antwort ja oder nein lautet. In diesem Fall liegt also nicht der Ansatz einer Aufforderung drin.

Sprachliche Unterschiede

Gottlieber Schnooge abends bei der Fasnet in KonstanzOffenbar hat sich in manchen Dialekten vieles erhalten, was im Hochdeutschen im Lauf der Zeit verloren ging. Lebendige Sprache entwickelt sich eben sehr unterschiedlich.

Zu dem ‚ge‘, wie in ‚ge eikaufe go‘ findet sich etwas im Artikel schwäbischer Dialekt, der ja wie das Badische ebenfalls zum Alemannischen gehört. Dort wird erklärt, das ‚ge‘ eine Richtungsangabe ist: ‚ge (Richtungsangabe; schweizerdeutsch gi/go) = nach/gegen/gen (z. Bsp. „I gang ge Dibeng“ = „Ich gehe nach Tübingen“)‘. Das wiederum ist also ebenso wie ‚z‘ in z‘ Konschdanz: ‚z (Ortsangabe, deutsch einst zu) = in (z. Bsp. „I be z Dibeng“ = „Ich bin in Tübingen“)‘. Zum  ‚ge‘ wird weiter ausgeführt: ‚Um eine Tätigkeit ausdrücken, zu der man sich unmittelbar begibt, wird das Partikalwort „ge“ verwendet (entstanden aus dem Wort „gen“, das seinerseits wiederum aus „gegen“ entstanden ist). Zum Beispiel „i gang ge schaffa (ich gehe zur Arbeit)“ oder „mir goant ge metzga (wir gehen schlachten)“‘. Mich erinnert das an das going-to-Futur im Englischen, das wird verwendet um eine feste Absicht auszudrücken.

Datenträger nachmittags im Sonnenschein am Schmotizge in Konstanz - FasnetEine weitere Bemerkung aus dem Artikel des Schwäbischen zu Bewegungsverben: „gângâ“ oder „gâu“(gehen) wird nur benutzt, um den Ortswechsel zu beschreiben – gehen als Art der Bewegung heißt im Schwäbischen „laufâ“, laufen heißt „springâ“ (hüpfen heißt „hopfâ“ oder „hopsâ“. So ähnlich ist das überall im Alemannischen: ‚I gang ge eikaufe‘ oder ‚i gang uff Schtuegert‘. Das bedeutet keineswegs, dass ich im hochdeutschen Sinn gehe. ‚Gehen‘ existiert im Alemannischen nicht, bei einem Treffen kann die Frage kommen: ‚Wie bisch do?‘, die Antwort lautet niemals ‚ich bin zu Fuß gegangen‘, wenn gehen gemeint ist, würde ich antworten: ‚I bi gloffe‘ (ich bin gelaufen).

’s goht degege

Plüschelefant nachmittags im Sonnenschein am Schmotizge in Konstanz - FasnetAktuell ist der wichtigste Satz wieder ’s goht degege, denn seit Dreikönig hat ja die Fastnachtssaison in Konstanz tatsächlich begonnen.  Wörtlich bedeutet ’s goht degege: ‚es geht dagegen‘, tatsächlich gibt es diese Formulierung nur im Zusammenhang mit der Fasnet. Entweder es ist gerade Fastnacht, oder es ist Aschermittwoch, oder ’s goht degege. Intensiver genutzt wird es jedoch ab Anfang November, wenn es auf den 11.11. zu geht. Eine kleine Pause gibt es in der Weihnachtszeit, ab Dreikönig ist es dann sehr nahe und in den letzten Tagen davor, sprechen viele in Konstanz von nichts anderem mehr.

Dialekt ist in der Fasnetszeit häufiger zu hören, beispielsweise in Narrensprüchen,  daher gibt’s zum Dialekt Bilder aus der Fastnachtszeit.
Datenträger-Häs mit CDs live beim Narrenbaum - Fasnet Häs


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