Deutsch ist nicht gleich hochdeutsch – ist nicht gleich schriftdeutsch – ist nicht gleich deutsch

Sonnig-blauer Himmel, ein hübsches rotes Backsteingebäude mit drei Schaufenstern Cykler, Knallerter, Reparation, innen und außen alles voller Zweiräder mit und ohne Motor.

Auf der Suche nach einem Projekt aus Studienzeiten in Kopenhagen im Jahre 2001 stieß ich auf eine Präsentation. (Diesen Beitrag habe ich 2024 überarbeitet und aktualisiert).

An der Ingeniørhøjskolen i København gab es damals, wie heute, in jedem Semester rund einhundert Austauschstudierende, für eine relativ kleine Schule mit etwa 2300 Studierenden doch recht viele. Der Anteil deutscher Austauschstudis war davon recht hoch im Vergleich zu allen anderen Ländern. Den größten Teil meiner Studienfächer hatte ich im Bereich der EIT, mit den technischen Studienfächern.

Dialekte sind schon deutsch

In einem Fach hatten wir die Aufgabe eine Präsentation über unser Land, unsere Gegend, uns und den Bezug zu Dänemark zu erstellen und zu halten.

Diese Präsentation begegnete mir kürzlich und ich schaute sie mal wieder an, weil ich mich nicht mehr genau erinnern konnte, was wir damals angesprochen hatten.

Wir hatten uns für einen sprachlichen Schwerpunkt entschieden. Denn wir wurden häufiger gefragt, warum sich nicht alle Deutschen verstehen würden, es sei doch alles deutsch auch in der Schweiz und Österreich.

Sonnig-blauer Himmel, ein hübsches rotes Backsteingebäude mit drei Schaufenstern Cykler, Knallerter, Reparation, innen und außen alles voller Zweiräder mit und ohne Motor.

Was würdest du sagen?

Was würden Sie sagen oder was würdest du sagen? Im Studium in Kopenhagen wurde überwiegend englisch gesprochen. Der Umgang war eher dänisch, es waren Vornamen und du auch zwischen Studierenden und Lehrenden.

What would you say? Schon das wäre je nach Region und Umgang mal eher mit Sie, mal eher mit einem du zu übersetzen.

Auf unserer Folie damals hatten wir die folgenden Texte:

  • What would you say? (englisch)
  • Wa monnet denn Ihr dezue? (badisch)
  • Was dädet Sie denn moine? (schwäbisch)
  • Was würdet Sie segge? (schwizerdütsch)
  • Wos dätst sogn? (bayerisch)
  • Wos würdst‘n du sogn? (österreichisch)
  • Wat säste? (kölsch)
  • Wat würdste sajen? (berlinerisch)
  • Nü, was würden Sie saschen? (sächsisch)
  • Wat sächst Du dato? (friesisch)
  • Was würden Sie sagen? (hochdeutsch)

Ich weiß noch, wie wir zu viert grübelten, welche Dialekte wir in welchem Satz so einigermaßen hinbekämen, um die Unterschiede deutlich zu machen.

Badisch-schwäbisch

Wir waren teils im badisch-Schwäbischen aufgewachsen, teils kamen wir aus ganz anderem Umfeld und sprachen andere Dialekte

Im Badischen waren wir beim „Ihr“ diese Form die nicht festlegt ob man duzt oder siezt, beides ist möglich.

Im Schwäbischen schien denen unter uns, die aus der Ecke stammten das Sie angemessener.

…noch vor Wikipedia

Damals wurde Wikipedia gerade erst gegründet, es war keine Quelle, wie heute, schon gar nicht auf alemannisch oder bayrisch. Insofern mussten wir am Tisch in Kopenhagen auf das zurückgreifen was wir selbst wussten.

2024 hätten wir vermutlich Sprachbeispiele mittels KI genutzt.

Entstanden war die Idee dazu, weil sich einige dänische Studienkollegen mehrfach wunderten, dass sich nicht alle Deutschen problemlos verstanden, denn wir sprächen doch alle die gleiche Sprache. Ja, theoretisch stimmte das. Und klar in Radio und Fernsehen überwog hochdeutsch, was wir alle verstanden. Wobei nicht alle von uns sprachen auch hochdeutsch. Denn tatsächlich kamen wir aus den verschiedensten Ecken des Landes und manche hatten einen so starken Dialekt, dass die Verständigung auf englisch zuweilen flüssiger lief.


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