Es ist an der Zeit… Kernspintomographie


Erster Teil

  • Skizze wie die Halswirbelsäule im Kernspin erscheintSkizze: HWS im Kernspin
  • Skizze eines Tumors über mehrere Wirble der HalswirbelsäuleSKizze: HWS mit Tumor

Im Juni gab’s den Termin beim Neurologen der Kinderklinik, der jedoch kaum untersuchte, sondern sofort meinte, ohne eine Kernspintomographie, möchte er keine Aussage machen. Leider gäbe es die nächstgelegene Möglichkeit nur im benachbarten Singen und Termine seien mit Wartezeit verbunden. Er rief jedoch selbst dort an, um um einen baldigen Termin zu bitten. Der nächstmögliche Termin war am 27. Juli. Wenige Tage vorher wurde der junge Mann neun, die Feier war ganz in Ordnung, weil sich inzwischen bereits alle an seine Einschränkungen gewöhnt hatten.

Mein Kind und ich fuhren an dem Montag danach also nach Singen zur Untersuchung. Auch wenn es, wie in diesem Fall um ein Kind ging, in diese Röhre musste er allein und für die rund zwanzig Minuten der Untersuchung durfte niemand im gleichen Raum sein. Direkt vor der Tür gab es jedoch Warteplätze, im Rücken zu der Assistentin, die die Bilder auf ihrem Monitor betrachtete. Ich hatte zu der Zeit nicht mehr als Grundkenntnisse über die menschliche Wirbelsäule, ich wusste aus dem Biologieunterricht vom „Schul-Skelett“ wie so eine Wirbelsäule ungefähr aussieht.

Ich bin niemand, die hysterisch oder hektisch reagiert in Ausnahmesituationen, äußerlich bleibe ich ziemlich ruhig. Trotzdem war ich keineswegs ruhig, ich wusste nicht was los war, ich wusste auch nicht, ob diese Untersuchung jetzt ein Ergebnis bringen würde. Aber ich wusste seit Monaten, dass irgendwas mit meinem Sohn ganz und gar nicht in Ordnung war. In diesem Wartebereich lagen wahrscheinlich auch Zeitschriften, aber lesen oder auch nur blättern geht bei mir in so einem Moment nicht. Also schaute ich halt auf den Monitor, was da wohl so erschien. Ich nahm nicht an irgendwas erkennen zu können, denn von Röntgenbildern in anderen Situationen wusste ich, dass ich nie ohne Anleitung erkannt hatte, ob und falls ja, was nicht in Ordnung war. Irgendwann war jedoch selbst für mich deutlich eine Wirbelsäule erkennbar, auf dem Monitor standen außerdem die Daten meines Sohns, ich war also sicher, dass das der Monitor war, der zeigte, was in der Röhre gerade aufgezeichnet wurde.

Und ganz plötzlich sah ich, was nicht in Ordnung war. Ich wusste nicht genau, was los ist, ich hatte noch keine Vorstellung oder Idee von irgendwelchen Konsequenzen, aber sogar ich als Laie konnte zweifelsfrei sehen, dass hier gar nichts ok war. Im zweiten Bild habe ich skizziert, was in etwa auf dem Monitor zu sehen war. Ein Ei, ein Ei, welches über mehrere Wirbel ging. Die Deutlichkeit hatte einerseits etwas Beruhigendes, denn ich wusste sicher, das würde nicht wieder jemand als mutter-gluckenhafte Bedenken abwiegeln. Gleichzeitig war mir klar, dass war ernst, egal was das war, hier stimmte irgendetwas überhaupt nicht.

Der Arzt, der eine halbe Stunde später die Bilder übergab, sagte gar nichts. Er versicherte sich nur, dass wir wirklich noch heute einen Termin beim überweisenden Neurologen haben, der würde dann alles erklären. Als wir im Aufzug runterfuhren und Richtung Auto gingen, um auf direktem Weg zum Neurologen der Kinderklinik zu kommen, hatte ich nur einen Gedanken: „warum er, warum ein unschuldiges Kind, warum nicht…“ mein Sohn fragte, ob ich wisse, was los sei, ich zeigte ihm das Bild und erklärte ihm, dass ich sicher sei, dass das Ei da nicht hingehöre.

Der Neurologe wurde blass, als er die Bilder sah. Er brauchte einen Moment, um sich zu fassen. Spätestens da wurde mir klar, dass es so schlecht aussah, wie ich befürchtet hatte. Er erklärte dann ausführlich, dass das ein Tumor sei, dass er nicht wisse, welcher Art, dass die nächste Kinderklinik, die so etwas behandele in Freiburg sei und dass wir, so leid es ihm tue, da bereits morgen früh hinfahren müssten. Ich brachte den Jungen zu seinem Vater, bat ihn einen Teil bis morgen zu packen, es war klar, dass ich mit unserem Sohn nach Freiburg fahren würde. Danach ging ich zu meiner Sprachenschule, denn ich musste mich ja abmelden, die Ferien würden ja erst am Donnerstag beginnen. Anschließend fuhr ich nach Hause, um selbst zu packen und hatte bereits eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, dass ich den Neurologen zurückrufen möge.

Dritter Teil


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