Ist das eine Annäherung an eine Zweistaatenlösung für Israel und Palästina?


Im ersten Moment klingt es fast als würde Netanyahu nachgeben, in dem er bezüglich einer Zwei-Staaten-Lösung verhandlungsbereit erscheint. Doch in Wirklichkeit rückt er nicht von seiner Linie ab und stellt massive Bedingungen für Gespräche mit Palästina, während er von dort gleichzeitig keinerlei Bedingungen fordert, Berichte bei

  • Mauer in Bethlehem
  • you must riot you must protest just to be heard by the world …aufstehen und protestieren um gehört zu werden

Zitat aus der österreichischen Zeitung Kurier:

„Dieser soll aber weiterhin unter starker Kontrolle Israels bleiben, sagte er in seiner Grundsatzrede zum Nahost-Konflikt am Sonntagabend in Tel Aviv. Diese ‚palästinensische Entität‘ werde keine eigene Armee haben und auch ihren Luftraum nicht kontrollieren dürfen. Israel beanspruche zudem ganz Jerusalem als Hauptstadt für sich.“

Obama begrüßte Netanjahus Grundsatzrede sagte ein Sprecher laut yahoo. Na, dann hoffe ich mal, dass er sich da nicht zu früh freut.

André Marty, regelmäßigen Lesern hier sicher bekannt, schweizer Korrespondent im Nahen Osten und Blogger schrieb unter anderem:

Klar, für die meisten ist Gaza weit weg, so wie viele Ecken auf dieser Welt, da kann ich mich auch nicht ausnehmen. Es ist nicht möglich über alle Staaten mir haarsträubenden Lebensbedingungen informiert zu sein. Bei Israel und Palästina sollten wir jedoch meines Erachtens genauer hinsehen, denn:

Aha. Wenn es um kritische Äußerungen geht, dann geht es um den israelischen Staat und seine Unabhängigkeit. Häufig wird die besondere Verantwortung gegenüber der jüdischen Bevölkerung hervorgehoben.

In Israel leben jedoch zwar überwiegend aber keineswegs ausschließlich Juden. Manche davon wollen gar keine nähere Beziehung zu Deutschland. Viele in Israel sind in jeglicher Hinsicht gegen ein freies Palästina. Geographisch liegt Israel nun wirklich nicht in Europa, dafür genügen selbst meine schlechten Erdkundekenntnisse. Nein, ich verstehe nicht, warum Israel Mitglied der EU sein sollte.


2 Antworten zu “Ist das eine Annäherung an eine Zweistaatenlösung für Israel und Palästina?”

  1. Solange Israel ein ethnischer Staat ist, wird er gezwungen sein, die Besatzung auszuweiten und seine Politik der ethnischen Säuberung zu verschärfen, um die Entstehung eines echten palästinensischen politischen Einflusses zu verhindern. In Wahrheit ist eine Einstaatenlösung ebenso wie eine echte Zweistaatenlösung angesichts Israels Entschlossenheit, ein jüdischer Staat zu bleiben, nicht möglich.
    Das Hindernis für eine Lösung liegt dann nicht in der Aufteilung des Lands, sondern im Zionismus selbst, der Ideologie ethnischer Überlegenheit als derzeitiger israelischer Orthodoxie. Solange Israel ein zionistischer Staat ist, werden seine Führer weder einen Staat noch zwei echte Staaten zulassen.
    Die Lösung reduziert sich deshalb am Ende auf die Frage, wie der Zionismus geschlagen werden kann. Zufälligerweise ist das beste Mittel, dieses Ziel zu erreichen, den Illusionen der Zweistaatenträumer entgegenzutreten und zu erklären, warum Israel grundsätzlich nur mit Arglist Friedensverhandlungen führt.
    Mit anderen Worten: Wenn wir aufhören, uns mit dem Heiligen Gral der Zweistaatenlösung abzulenken, könnten wir unsere Energien für Nützlicheres verwenden, nämlich die Diskreditierung Israels als jüdischer Staat und die ihn stützende zionistische Ideologie. Am Ende könnte vielleicht die respektable Fassade des Zionismus einstürzen.
    Ohne den Zionismus wird das Hindernis für die Schaffung eines oder zweier Staaten beseitigt sein. Und wenn das so ist, warum sich nicht für eine Lösung stark machen, die Israelis wie Palästinensern am ehesten Gerechtigkeit verschafft?
    Jedes Schulkind in Israel lernt, dass das jüdische Volk vor langer, langer Zeit zweimal (jeweils nach einer Tempelzerstörung) aus “Eretz Israel” vertrieben wurde. Doch trotz der Deportationen und dem Leben im Exil hätten die Juden niemals die Hoffnung aufgegeben, in ihr „gelobtes Land” zurückzukehren, was ihnen ja auch nach 2000 Jahren gelungen sei.
    Selbst in der Israelischen Unabhängigkeitserkärung wird dieser historische Bezug ausdrücklich erwähnt und er ist ja auch das stärkste Argument des Zionismus, der das Recht der Juden auf die „Heimkehr”, auf den Staat Israel als zentrales Thema seiner intensiven Lobbyarbeit weltweit etabliert hat.
    Aber es gibt Historiker, die diesen Mythos nicht nur bezweifeln, sondern auch Studien betrieben haben um ihn zu widerlegen. Einer davon ist der in Österreich geborene Shlomo Zand (Sand), Historiker an der Universität von Tel Aviv.
    Sein Buch „Wann und Wie Wurde das jüdische Volk erfunden? (erschienen in Hebräisch und Französisch 2008) bringt die Grundlagen der zionistischen Bewegung natürlich ins Schwanken, ganz zu schweigen von den politischen Implikationen im so genannten „Nahostkonflikt”: Das „Existenzrecht” Israels seit 1948 fußt ja auch zu einem erheblichen Teil auf dem Mythos des Heiligen Landes, in das die Nachkommen der Diaspora endlich zurückkehren konnten, um ihre „nationale Heimstätte” (Balfour Declaration) zu beziehen.

    Die provokanten Punkte (Thesen) in diesem Buch sind folgende
    Es gibt kein jüdisches „Volk” und hat auch nie eins gegeben.

    Das Wort „Juden” in der Bibel bezeichnet demnach einfach die Einwohner der Provinz Judäa (Latein: iudaeus / Griechisch: Ioudaios). Das Wort hätte demnach keine religiöse oder ethnisch-relevante Bedeutung, sondern nur eine geographische)

    Was es gab, ist die jüdische Religion, die auch missionarisch tätig war.
    Es gab keine massenhafte Vertreibung im 13.vorchristlichen Jahrhundert und daher auch kein „Rückkehrrecht” (das belegen auch archäologische Erkenntnisse). Nur die geistige und religiöse Führungsschicht derJudäer musste nach Babylonien ins Exil gehen, wo sie auch von den persischen Kulten beeinflusst wurden.
    Ein Großteil der in Israel eingewanderten „Juden” sind Nachkommen der Khazaren, einem kriegerischen, heidnischen Volk, das im Kaukasus bzw. in der Schwarzmeerregion ansässig war und im 8. Jahrhundert die jüdische Religion übernahm
    Die „nationale Identität” der Juden, gestützt auf das alte Testament, ist demnach eine Illusion und diente in erster Linie dazu, die Gründung des Staates Israel (moralisch) zu legitimieren.
    Zand, dessen Spezialgebiet eigentlich die französische Geschichte ist, argumentiert, dass die Römer niemals ganze Völker umgesiedelt hätten und auch dafür die Logistik nicht vorhanden gewesen sei. Er kommt zum Schluss, dass die genetischen Nachkommen der Judäer eigentlich die Palästinenser seien und nicht die eingewanderten, – in erster Linie – osteuropäischen Juden. Im vierten Jahrhundert wurde ein Teil der „Judäer” zum Christentum bekehrt und im 7. Jahrhundert kamen die islamischen Eroberer aus Mekka.
    Diese Erkenntnis ist nicht neu: schon Ben-Guion und Ben-Zvi haben sie in den 1930er Jahren vertreten.
    IST DIE BIBEL EINE ENZYKLOPÄDIE? EINE SAMMLUNG VON GESCHICHTEN? EIN RELIGIÖSES MÄRCHENBUCH?
    Für die meisten ist es wohl auch überraschend zu hören, dass auch die jüdische Religion eine Bekehrungsreligion war, was erklären würde, warum es Juden in verschiedensten Ländern gibt. Den ersten Hinweis darauf gibt Flavius Josephus, aber auch Horaz und Seneca berichten vom Missionierungseifer der Juden.
    Zand beschreibt auch die Entstehung des jüdischen Königreich Himjar (5.Jhdt) im späteren Jemen und berichtet von Berberstämmen im Norden Afrikas, die auch den jüdischen Glauben annahmen. Die iberischen (sephardischen) Juden sind durch die Eroberung Andalusiens durch die Mauren im 7. Jahrhundert nach Spanien gekommen, weil unter ihnen auch Konvertiten waren. Später kamen noch Europäer hinzu (die muslimischen Mauren lebten sieben Jahrhunderte friedlich mit Juden und Christen zusammen).
    Die so genannten Ashkenazi (die als “deutsche” Juden angesehen werden) kamen nach diesen Erkenntnissen nicht ursprünglich aus Israel und wanderten auch nicht massenhaft nach Osteuropa aus. Die Vorfahren der osteuropäischen Juden sind die Khazaren (Chazaren), ein Tartarenvolk, das ursprünglich aus Asien stammte und sich später zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer (bis zur Ukraine) ansiedelte und dort ein großes Reich errichtete. Die Khazaren hatten nach ihrem Übertritt zur talmudischen Religion im achten Jahrhundert auch die hebräische Schrift angenommen).
    Nachdem das Khazarenreich von den Vorfahren der heutigen Russen eingenommen wurde, wanderten viele nach Osteuropa aus (heute Polen, Lettland, Ukraine, etc.). Die „Yiddische” Kultur ist demnach durch eine Mischung von Khazaren und Slaven entstanden. Es gab zwar einige deutsche Einwanderer und natürlich auch kulturelle Einflüsse, aber diese könnten die große Zahl der Juden in Osteuropa nicht erklären – so Sand.
    Zand ist der Auffassung, die Zionisten haben das „Volk” erfunden, damit sie ein gemeinsames Ethnos konstruieren konnten, auf dessen Fundament dann die „Rückkehr” ins Heilige Land errichtet werden konnte. Er selbst ist der Ansicht, dass Israel ein Staat für alle Bürger sein sollte, ein offenes, tolerantes Land, kein „Judenstaat”.
    Es gibt demnach keine jüdische Rasse oder Nation, die ihren genetischen Ursprung im biblischen Judäa hat, sondern eine Mischung verschiedener Völker im Mittelmeerraum und angrenzenden Gebieten, die in verschiedenen Epochen zum Jüdischen Glauben bekehrt wurden. Sand vertritt die Ansicht, dass die mystische Fixierung der Zionisten auf ein „biblisches Volk” zu einem gefährlichen Rassismus geführt hat.
    „Wenn heute irgendjemand sagen würde, dass die „Juden” niemals ein Volk oder eine Nation waren, wird er sofort als Anti-Semit und Israelhasser verurteilt.”
    Die Darstellung der Juden „als ewig wanderndes Volk der Exilanten, das über ganze Kontinente ziehen musste und endlich, nach Anbruch des Zionismus umdrehte und ins verwaiste Heimatland zurückkehrte, ist nichts als nationale Mythologie.”
    Wie auch andere nationalistische Bewegungen, konstruierte man eine heroische Vergangenheit, ein bestimmtes „Goldenes Zeitalter” auf das man den Gründungsmythos aufbauen konnte.
    Für Sand wurden das “jüdische Volk” erst im 19. Jahrhundert in Deutschland von Intellektuellen erfunden. Beeinflusst von der Folklore des deutschen Nationalismus, entwickelte man retrospektiv ein eigenes „Volk”. Der Historiker Heinrich Graetz legte quasi den Grundstein dafür, dass aus der jüdischen Religion die Geschichte des Judentums kreiert wurde, des wandernden Volkes, das sich danach sehnte zu seinem „Geburtsort” zurückzukehren.
    Die Vertreibung der Israeliten aus dem gelobten Land sei eigentlich ein christlicher Mythos, der den Exodus als Bestrafung für die Ablehnung des Christentums und die Kreuzigung Christi darstellt, sagt Sand.
    „Ich versuchte in Forschungsstudien Material über diese Vertreibung zu finden, musste aber zu meinem großen Erstaunen feststellen, dass es keine Literatur dazu gab. Die Römer haben die eroberten Völker nicht deportiert und hatten auch gar nicht die logistischen Mittel dazu.” (Was von anderen bestritten wird)
    Angesprochen auf die explosive Wirkung dieser Thesen im Hinblick auf das “Existenzrecht” Israels, sagte Sand, er denke nicht, dass der historische Mythos des Exils die Quelle der Legitimation seines Lebens in Israel sei und deshalb fürchte er auch nicht die Zerstörung dieses Mythos.
    „Wir sollten als Basis unserer Existenz hier nicht ein „historisches Recht” hernehmen, sondern die Bemühung eine offene Gesellschaft aufzubauen für alle Menschen in Israel, nicht nur für die Juden, damit unsere Kinder in Frieden leben können. Wenn Israel nicht eine offene, multikulturelle Gesellschaft wird, haben wir bald einen “Kosovo” in Galiläa.”
    Was ist eigentlich ein wahrer Israelit?
    Ein wahrer Israelit ist ein Mensch, der im Lichte Gottes steht, der sich selbst und somit Gott erkannt hat. Wie auch eine Hildegard von Bingen sagt, sei ein wahrer Israelit, ein Mensch, der im gelobten Land nun wohnt, dem Reich Gottes in uns.

  2. Ich habe etwas länger überlegt, was ich auf deinen ausführlichen Kommentar antworten will.

    Ich glaube die Theorien helfen wenig, egal wie belegt sie sein mögen. Menschen die über Generationen mit etwas leben, werden ihre Einstellung nicht so einfach ändern.

    Klar, gerade der Schlusssatz, dass das Reich Gottes im einzelnen Gläubigen sei, der würde helfen, denn damit wäre mehr Toleranz für die jeweils andere Seite möglich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert