Ein Vortrag und seine Auswirkungen, jetzt dann doch… : Popcorn


Am 27. Mai fand im Rahmen der Piratenakademie ein Vortrag mit Diskussion statt. An sich kein Thema worüber ich hier schreiben wollte. Doch dank der Auswirkungen jetzt halt doch.

Vorgeschichte

Ein Pirat der AG Männer hatte sich den Vortrag mit Diskussion „Wie Eltern und Lehrer Jungen besser fördern können“ gewünscht. Aus meiner Sicht ist jedoch der Verein Manndat sehr einseitig in Bezug auf dieses Thema. Mir war der Verein bekannt und nach dem was ich wusste befürchtete ich, dass es keine gute Idee wäre und zu einigen Auswirkungen führen würde, wenn diese Veranstaltung stattfände. Das habe ich am Stammtisch auch so gesagt, beim Beschluss darüber habe ich mich jedoch enthalten, weil ich befürchtete womöglich nicht objektiv zu sein. Keinesfalls wollte ich ein Thema boykottieren, was anderen Piraten wichtig ist.

Es wurde entschieden, den Referenten einzuladen und Kevin Fuchs der das initiierte wollte sich auch um die Abwicklung kümmern.
Er organisierte noch den Raum, doch dann sagte er – wohl krankheitsbedingt – jedwede weitere Aktivität dazu ab. Die Organisation wurde von anderen im Vorstand des Kreisverbands übernommen. Ich hatte mich dazu bewusst zurückgehalten. Es gab mehrfach Kontakt mit dem Referenten, doch selbst einfache Dinge wie das Abholen des Referenten klappten nicht, weil dieser die Telefonnummer verloren hatte und sich allein auf den Weg gemacht hatte. Angekündigt wurde als Themenabend mit Diskussion im Rahmen der Piratenakademie.

Mir war wichtig, dass es keine einseitige Veranstaltung wird, ich habe daher verschiedene Menschen auch außerhalb des Piratenumfelds auf den Abend aufmerksam gemacht. Sowohl in der Tageszeitung als auch in Onlinemedien wurde der Vortrag angekündigt. Etwa zwanzig Teilnehmer diskutierten an diesem Abend über dieses Thema.

Nach dem Abend

In den nächsten Tagen schrieben Teilnehmende über die Veranstaltung und es kam zu heftigen Diskussionen und recht schnell beteiligten sich auch viele, die nicht teilgenommen hatten. Der Vorstand des Kreisverbands Konstanz entschied sich auf einige Punkte in seiner Pressemitteilung am folgenden Montag einzugehen, siehe auch untenstehend die Pressemitteilung im Wortlaut.
Verschickt und veröffentlicht habe ich diese Pressemitteilung, so wie ich das mit unzähligen Pressemitteilungen seit Bestehen des Kreisverbands schon gemacht hatte. Dieses Mal jedoch war alles anders.

Heftige Reaktion auf die Pressemitteilung

Denn erstmals erwartete ein Pirat, dass die Pressemitteilung namentlich hätte gekennzeichnet worden sein müssen. Der Inhalt sei untragbar und er glaube nicht, dass der Vorstand das so veröffentlicht habe. Unterstellt wurde dass die PM auch zuerst an die Medien gegangen wäre, bevor sie auf den eigenen Seiten veröffentlicht worden sei, dem war nicht so.  Ebenfalls wurde unterstellt ich habe die PM quasi gegen den Willen des Vorstands geschrieben und veröffentlicht oder zumindest sei sie von mir und der Vorstand habe sich nicht getraut mir zu widersprechen. Ebenfalls unterstellt wurde mir die bewusste und absichtliche Sabotage des Referenten. Es diskutierten recht schnell an verschiedensten Stellen im Netz unzählige Menschen darüber, was ich gemacht hätte. Die Diskutierenden blieben überwiegend anonym, hielten es jedoch für richtig immer wieder mich namentlich zu nennen.

Es ist richtig, dass ich zu diesem Zeitpunkt eins von fünf Vorstandsmitgliedern des Kreisverbands war. Richtig ist auch, dass ich für ein Amt im Landesvorstand kandidierte, in den ich am 4. Juni auch gewählt wurde. Die Pressemitteilung wurde einstimmig, mit fünf von fünf Stimmen so beschlossen und ich habe sie verschickt.

Die meisten sonstigen Behauptungen sind nicht wahr.

Popcorn ::: Umgang ab sofort

Anfangs dachte ich – so wurde mir auch geraten – nun, ein Shitstorm, etwas abwarten und dann legt sich das wieder. Inzwischen sind 4 Wochen vergangen und weiter gibt es täglich etwas zu diesem Thema. Deshalb werde ich ab sofort dazu Stellung beziehen und mich äußern.

Popcorn? Irgendeinen Namen brauchte ich für die Vielzahl der Reaktionen, Popcorn finde ich passend.

Pressemitteilung des Kreisverbands Konstanz, 30. Mai 2011

Piratenakademie: Lebhafte Diskussion zu Jungenförderung und post-gender

Die Piratenpartei steht für die Gleichberechtigung aller Menschen ein. Deshalb hatte der Konstanzer Piratenstammtisch beschlossen, das Thema Jungenförderung aufzugreifen und Herrn Dr. Bruno Köhler vom Verein Manndat für einen Vortrag im Rahmen der Piratenakademie einzuladen.

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung, welche am 27. Mai stattfand, gab es Diskussionen und auch Kritik an der Wahl des Themas und des Referenten. Dr. Bruno Köhler war bereits 2007 zu diesem Thema Referent bei einer Anhörung der Fraktion der Grünen im Landtag von Baden-Württemberg.

Unbestritten war im Auditorium die Tatsache, dass es Probleme speziell bei Jungen gibt, sei es bezüglich schlechterer Schulleistungen oder fehlender Schulabschlüsse. Ebenso einig waren sich Teilnehmer und Referent, dass sich daran etwas ändern muss.

Die Piraten haben das Ziel, post-gender zu sein und setzen sich für die Gleichstellung aller Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, Religion, Herkunft usw. ein. Dazu gehört auch Problemstellungen von Jungen in unserer Gesellschaft anzusprechen und etwaige gesellschaftliche Missstände offen und transparent zu diskutieren. Der Referent konnte in seinem Vortrag diesbezüglich jedoch nicht überzeugen.

Immer wieder stellte er Stereotypen in den Vordergrund und erklärte, dass Jungenförderung bedeute, mehr lesende Jungs mit themengebundenen Büchern über Fußball, Autos und Comics zu erreichen. Viele seiner Statistiken bezogen sich nur auf Teilbereiche und waren für die Bildung eines ganzheitlichen Verständnisses ungeeignet. Rückfragen des Auditoriums zu den Statistiken wurden vom Vortragenden meist unzureichend beantwortet. Mehrfach kritisierten Teilnehmende, dass der Aufbau der Argumentation nicht schlüssig sei.

Die Mehrheit der Diskutierenden wies immer wieder darauf hin, dass geschlechtsspezifische Förderung bedeute, die Unterschiede zu manifestieren und eine individuelle Entwicklung von Kindern erheblich stören. Ein Anspruch der Piratenpartei ist: „Gesellschaftsstrukturen, die sich aus Geschlechterrollenbildern ergeben, werden dem Individuum nicht gerecht und müssen überwunden werden.“

Jungenförderung, Gleichstellung und post-gender sind hochemotionale Themen, die sicher nicht leicht in Ruhe zu diskutieren sind. Das Publikum blieb jedoch sachlich und am Thema dran. Der Referent brach nach mehreren kritischen Rückfragen seinen Vortrag vorzeitig ab.

Die Piratenakademie des Kreisverbands Konstanz hat nicht das Ziel einseitig Thesen darzustellen, sondern soll Austausch und Information fördern. Dazu gehört bei solch einem Thema auch die kontroverse Diskussion.

PS: Kommentare werde ich wegen dieses Themas ausschließlich manuell freigeben, nach den Erfahrungen in letzter Zeit habe ich keine andere Wahl.


2 Antworten zu “Ein Vortrag und seine Auswirkungen, jetzt dann doch… : Popcorn”

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