Ein Stückchen Konstanz weniger… Brand in der Altstadt


Heute morgen um 8 Uhr wurde die Feuerwehr zu einem brennenden Gebäude mitten in der Altstadt gerufen. In Konstanz an der Ecke Kanzleistraße – Hussenstraße – Paradiesstraße – Wessenbergstraße und Obermarkt brannte ein Haus aus dem 15. Jahrhundert.

Video 23.12.2010 später Vormittag

Etwa um neun Uhr las ich heute das erste Mal von dem Brand. Anfangs schien es eher noch ein „ganz normaler“ Brand zu sein. Viele Brände flammen kurz auf, die Feuerwehr kommt, löscht und kurze Zeit später geht es nur noch um einen Sachschaden für die Versicherung. Heute war das anders. Die Sirenen der Richtung Innenstadt fahrenden Feuerwehrwagen aus umliegenden Ortschaften waren bereits hier gut zwei Kilometer vom Unglücksort entfernt vormittags immer wieder zu hören. Erfreulicherweise war sehr früh bekannt, dass es nur wenige leichte Verletzte gab, es ging also „nur“ um Sachschaden.

Video 23.12.2010 später Vormittag

In der späteren Mittagszeit bis etwa 14 Uhr fuhren immer wieder die THW-Wagen hin und her, ebenfalls mit Blaulicht und Martinshorn. Das Technische Hilfswerk kümmerte sich wohl in erster Linie ums Absichern der anliegenden Gebäude. Dafür war wohl einiges an Material nötig und musste schnell vor Ort sein. Erste Berichte sprachen davon, dass das brennende Gebäude wohl nicht mehr zu retten sei.

Anfangs klappte es noch konzentriert an meiner geplanten Arbeit dranzubleiben, ab der Mittagszeit mit durchgehend immer wieder Sirenengeheul war Schluss. Einfach weitermachen – so als ob nichts wäre – ging nicht. Kleine, kurze Aufgaben, hier ein bisschen und dort etwas funktionierten besser. So störte es nicht, dass das Telefon häufiger klingelte, wieder ein Fahrzeug mit Tatütata vorbeifuhr…

Video vom 23.12.2010 abends etwa 20 Uhr

Etwas verwundert stellte ich fest, dass mich dieser Brand deutlich beeinflusste. Denn auch als klar war, dass es den Menschen – die mir wichtig sind – gut ging, ließ sich der Brand nicht ignorieren. Mich irritierte vor allem, die Dauer des Brands. Die hiesige Feuerwehr hat einen guten Ruf und sie hatten sich schon früh um Verstärkung bemüht. Ich hatte mit höchstens drei, vier Stunden Brand gerechnet.

Stattdessen stürzte nach rund sieben Stunden das Gebäude ein und auch nach über zwölf Stunden stand weiterhin die Rauchsäule am Himmel. Immer mal wieder, kann ich es – selbst hier in rund zwei Kilometern Entfernung – riechen, es riecht nach Brand, ganz eindeutig.

Zunächst wollte ich gar nichts schreiben, ich war nicht direkt vor Ort, was sollte ich dazu sagen… Doch inzwischen glaube ich, mir geht es wie vielen Menschen dieser Stadt, es gibt eine Verbindung zu Stellen in dieser Stadt, auch wenn es nur Gebäude sind. Konstanz ist meine Heimat, meine Stadt und dieses Haus aus dem 15. Jahrhundert war da eben immer, es gehört dorthin. Aber jetzt ist es weg, einfach zusammengebrochen nach einem Brand.

noch ein Nachtvideo vom 23.12.2010 abends etwa 20 Uhr

Wahrscheinlich zeigen Unglücksfälle wie dieser deutlich, dass es keine Garantie gibt, dass nichts, gar nichts, ganz bestimmt immer so bleibt wie es war. Der Zeitpunkt so kurz vor Weihnachten, verstärkt das. Weihnachten, ein ruhiges Fest, ein Fest mit Familie, Freunden, ein Fest bei dem es möglichst allen gut gehen soll, das ist nicht der Moment für Unglücksfälle und Schreckensnachrichten.

Deshalb spare ich mir im Moment alle Weihnachts- und Neujahrswünsche, das passt grad einfach nicht.

Einige sehr eindrückliche Fotos gibt’s bei dornroeschen.nu: Häuser brennen in der Konstanzer Altstadt.
Ausführliche Berichte und weitere Fotos stehen bei see-online.info:

Was ist mit dem Südkurier?
Zunächst berichtete der Südkurier, die einzige Tageszeitung dieser Stadt gar nicht. Es folgte ein Artikel mit Bild, jedoch führte der Link in der Übersicht zu einer leeren Seite. Es dauerte einige Zeit bis tatsächlich Informationen zu bekommen waren. Später hätte es zwar Artikel und Bilder gegeben, die Seite war jedoch so überlastet, dass an aktuelle Infos nicht zu denken war…


6 Antworten zu “Ein Stückchen Konstanz weniger… Brand in der Altstadt”

  1. Einen Tag lang habe ich Nachrichten gesammelt, Fotos gemacht und das Material online gestellt. Ich habe meinen Job gemacht und berichtet. Kurz vor Mitternacht waren wir noch einmal an der Absperrung, wo noch vereinzelt Menschen standen. Der Brandort, die Ecke Hussen- und Kanzleistraße, wo heute Morgen noch das eingestürzte Haus stand, war taghell beleuchtet. Das THW kämpft um die Nachbarhäuser. Ute hat geschrieben, dass es keine Sicherheit gibt. Nichts bleibt so wie es ist. Sie hat Recht. Ich denke heute Abend an die Menschen, die ihre Wohnungen verloren haben. Diese Nacht zum 24. Dezember fühlt sich für mich so gar nicht nach Weihnachten an. Das macht aber nichts. Es gibt Wichtigeres. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

  2. Via identica habe ich den ganzen Tag die Geschichte mitverfolgt. Es ist schlimm, was dort passiert ist. Ich bin froh, das niemand verletzt wurde; weder Bewohner, Passanten oder Helfer.
    Ich denke jedoch, das gerade Weihnachts- und Neujahrswünsche angebracht sind. Täglich verlieren Familien Ihre Wohnung, einen Liebsten oder oder… auch zur Weihnachtszeit. Jedes Jahr und leider war der Brand bei euch nicht die einzige Tragödie heute – hier bei uns in Deutschland. Von der Welt möchte ich erst gar nicht anfangen. Es trifft einen natürlich ganz anders, wenn man so etwas nah miterlebt, statt es nur am Rande zu lesen oder in einem Nebensatz irgendwie zu erfahren.
    All die Jahre vorher hast du dir deine Weihnachtswünsche auch nicht gespart. Darum fange nicht heute damit an.
    Ich finde, gerade jetzt sind Frohe Weihnachten wichtig. Und ein gute Neues Jahr! Wichtig ist nur, das uns bewusst wird, das nichts sicher ist und wir auch das wertschätzen, was wir haben.
    In diesem Sinne wünsche ich allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gute Neues Jahr.

    Frank

  3. An alle Helfer von Feuerwehr, THW, Polizei und und und ein großes Dankeschön für ihren Einsatz!

    @wak wichtig für mich ist heute noch ein Päckchen für die Betroffenen bei der Malteser-Zentrale in der Friedrichsstraße abzugeben. Wenn dann die Zeit nicht reicht, um das ein oder andere Geschenk zu verpacken, dann ist das nicht schlimm.

    @Frank ja, heute gebe ich dir Recht, heute sind die Wünsche wahrscheinlich noch wichtiger und zumindest aus meiner Sicht intensiver als in anderen Jahren. Inzwischen habe ich auch wie jedes Jahr meinen Artikel dazu geschrieben, ein bisschen nachdenklicher vielleicht…

    Ein frohes Fest für euch alle und ein gutes neues Jahr 2011!

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