Überflüssige Frauenhäuser? ::: Umfrage bei Welt online


Gerade bekam ich per Mail den Hinweis auf eine Umfrage bei Welt online zu einem Artikel vom 16. Juni: Warum das Frauenhaus abgeschafft werden muss

An einigen Stellen hätte ich ja gar nichts dagegen, wenn der Autor schreibt:

„Was wir brauchen, sind gut ausgebildete Männer und Frauen in Familienberatungsstellen, die familienbezogen kooperieren und berufsethische Standards praktizieren.“

Das wäre sicher eine sinnvolle Idee. Woher allerdings Zahlen kommen, dass Frauen angeblich gewalttätiger seien als Männer ist schon zweifelhaft. Der Autor befragte nur Scheidungsväter und leitet daraus eine Gewalttätigkeit von 60% ab, die von Frauen ausgeht. Nun, ohne dieselbe Befragung auch bei Frauen zu machen, argumentiert er, dass ja diejenigen, die sagen jede vierte Frau erlebt Gewalt in der Beziehung nicht gefragt hätten.

Nein, ich habe grad keine Studie zur Hand, die exakt untersuchte Zahlen für beide Seiten liefert. Allerdings basieren die 25% aller Frauen erleben Gewalt in der Beziehung ja auf Zahlen von Anzeigen, siehe auch Wikipedia.

Eine Untersuchung des Bundesministeriums kommt zu folgenden Ergebnissen, wie Felicitas Heyne anführt:

Im Sommer 2004 gab das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine Studie zum Thema „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ heraus. Die schockierenden Zahlen nach der Befragung einer repräsentativen Stichprobe von 10.000 Frauen:

  • 37% aller Befragten haben mindestens einmal körperliche Gewalt ab dem 16. Lebensjahr erlebt.
  • 13% der befragten Frauen, also fast jede siebte Frau, gaben an, seit dem 16. Lebensjahr Formen von sexueller Gewalt erlebt zu haben.
  • 40% der befragten Frauen haben körperliche oder sexuelle Gewalt oder beides seit dem 16. Lebensjahr erlebt.
  • Unterschiedliche Formen von sexueller Belästigung haben 58% der Befragten erlebt.
  • 42% aller befragten Frauen gaben an, Formen von psychischer Gewalt erlebt zu haben, die von Eingeschüchtertwerden oder aggressivem Anschreien über Verleumdungen, Drohungen und Demütigungen bis hin zu Psychoterror reichten.
  • Rund 25% der in Deutschland lebenden Frauen haben Formen körperlicher oder sexueller Gewalt (oder beides) durch aktuelle oder frühere Beziehungspartnerinnen oder -partner erlebt. Bei 64% der Betroffenen hatten die gewaltsamen Übergriffe durch (Ex-)Partner körperliche Verletzungen von Prellungen und blauen Flecken bis hin zu Verstauchungen, Knochenbrüchen, offenen Wunden und Kopf-/Gesichtsverletzungen zur Folge.
  • Trauriger Höhepunkt solcher Auseinandersetzungen: In Deutschland ist jedes zweite Tötungsdelikt eine Beziehungstat (d. h. Täter und Opfer stehen in einem Verwandtschafts- oder Bekanntschaftsverhältnis zueinander).

Dass auch Männer Gewalt erleben wird ebenfalls belegt, siehe den Artikel des Ministeriums.

Deshalb aus meiner Sicht klar ist es falsch nur eine Seite zu sehen und sich darauf zu konzentrieren, aber das ist noch lange kein Grund das „Kind mit dem Bade auszuschütten“. Denn die Essenz Frauenhäuser abzuschaffen, weil sie nicht perfekt, sondern verbesserungswürdig sind, ist für mich so daneben wie etwas nur sein kann…


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