Konstanz: Wohnungsprobleme und leer stehende Gebäude

8/2011 Ehemals Studiwohnheim, leerstehend, Wollmatinger Straße, Bundesimmobilie, Sanierung, Konstanz

6/2010 Ehemals Studiwohnheim, leerstehend, Wollmatinger Straße, Bundesimmobilie, Sanierung, KonstanzEs begab sich zu der Zeit als es wie immer in Konstanz zu wenige bezahlbare Wohnungen gab. Wir wohnen in Sichtweite eines Drei-Häuser-Komplexes, den lange das Studentenwerk angemietet hatte. Eigentümer war und ist die Bundesimmobilie. Im Jahre des Herrn 2009 zogen wie immer, im Sommer viele Studierende aus. Mir fiel zunächst nicht auf, dass wesentlich mehr auszogen als in den Vorjahren. Doch in den folgenden Monaten wurde es immer ruhiger, keine Studipartys, nichts mehr los.

Es dauerte noch bis zum Jahresende, bis ich merkte es ist nicht ruhiger, da ist gar nichts mehr, da brennt nie Licht, da geht nie jemand rein. Nachbarn erzählten mir irgendwann, dass das Studentenwerk zum 31.12.2009 ausgezogen sei. Ein halbes Jahr wohnte bereits schon kaum mehr jemand in den Häusern, viele Wohnungen standen leer.

Im Mai 2010 war noch immer nichts. Keine Menschen, keine Bauarbeiten, einfach nichts. Ich wollte wissen was da los ist und recherchierte. Die Bundesimmobilie sei Eigentümer, nun noch unverständlicher fand ich die leerstehenden Wohnungen in einer Stadt mit permanentem Wohnungsmangel. Ich fragte nach dort nach. Zunächst musste ich begründen, warum ich überhaupt was wissen wolle, Anwohner an der Grundstücksgrenze war dann ausreichend um eine Antwort zu bekommen.

Die Wohnungen seien gegen unbefugte Nutzung gesichert, es solle saniert werden, müsse aber erst ausgeschrieben werden, daher würde es in 2011 die Sanierung beginnen.

Aha.

Das Studentenwerk hatte das Gebäude sehr viele Jahre genutzt. Mein Verständnis von langjährigen Verträgen ist, dass diese auch sehr lange Kündigungsfristen haben. Das Studentwerk arbeit mit Semestern und hatte also bereits im Sommer nicht neu belegt. Die Bundesimmobilie wusste also spätestens Mitte 2009 vom Auszug zum Jahresende.

Von Mitte 2009 bis Anfang 2011 für Planung und Ausschreibung?

Nun, das hatte ich mir anders vorgestellt, aber was weiß ich schon. Also wartete ich mal auf 2011…

Teil II Wohnungsprobleme und leer stehende Gebäude

2/2013 Baustelle zur Sanierung des ehemaligen Studiwohnheims, Wollmatinger Straße, Bundesimmobilie, KonstanzEs war einmal ein leerstehendes Gebäude der Bundesimmobilie. 2011 kam, aber nun gut, Bauarbeiten und Winter ist vielleicht schwierig, ich wartete mal bis März. Selbst offiziell standen die Wohnungen jetzt bereits 14 Monate leer, tatsächlich viele davon schon an die 2 Jahre. Zeit mal wieder nachzufragen, denn 2011 sollte ja was passieren.

Und tatsächlich ich bekam eine umfassende Antwort. Baubeginn im Mai, geplanter Bezugstermin Ende 2012. Ein weiteres völlig kaputtes Gebäude, hatte ich angefragt, das gehöre ihnen seit 2008 nicht mehr.

Also wieder warten, dieses Mal auf Mai 2011, zwei Jahre leerstehende Wohnungen. Im Mai, Juni und Juli passierte nicht viel was von außen erkennbar wäre, aber im August kamen Bagger für die Tiefbauarbeiten ums Haus herum, es bewegte sich also endlich was.

Von August 2011 bis Dezember 2012 passierte vieles, aber es sah im Dezember nicht so aus, als könnte der Einzugstermin noch in diesem Jahr gehalten werden.

Jedoch immerhin, mit nur einem Monate Verspätung, für so ein großes Projekt ganz ok, zogen Anfang Februar 2013 erste Mieter ein. Es sah zumindest außen teils noch nicht gerade heimelig aus, aber es war wohl in etwas bewohnbar. Nicht ganz vier Jahre Leerstand für eine Umstellung mit Auszug, Ausschreibung, Sanierung und dann den Neueinzug.

Naja, nicht gerade schnell…

Teil III Konstanz und leer stehende Gebäude

Es begann mit Leerstand, es folgte eine Sanierung in mehreren Gebäuden der Bundesimmobilie. Einzug zum 01. Februar 2013, das ist inzwischen ja auch schon wieder einige Zeit her. Zunächst sah es so aus, als sei wohl alles so ziemlich fertig, denn die Mieter zogen ja ein.

Vieles war jedoch offenbar noch nicht fertig, der letzte Bauzaun, der vor manchen Wohnungen von innen wie ein Gefängnis ausgesehen haben muss, dessen letzte Teile wurden erst im September 2013 abtransportiert. Auch das war noch nicht der Abschluss, denn immer wieder kamen Baufahrzeuge, gab es ein Gerüst, wurde ein Vordach noch eingebaut usw. Zuletzt gab es noch im Januar 2015 Abschlussarbeiten, glaube ich jedenfalls, denn Reparaturen waren es nach weniger als zwei Jahren hoffentlich nicht.

Bezahlbarer Wohnraum

2009 hatte Konstanz zu wenig bezahlbaren Wohnraum. 2015 hat Konstanz zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Das galt schon bevor in den letzten Wochen eine größere Anzahl Geflüchteter auch in Konstanz ankam und ganz sicher in weiterer Zukunft noch ankommen wird. Es wird gebaut, viele grüne Ecken sind verschwunden oder zumindest deutlich kleiner geworden. Aber es reicht irgendwie nicht.

Zweckentfremdungsverbot

Inzwischen gibt es ein Zweckentfremdungsverbot, Wohnungen sollen als Wohnungen genutzt werden und möglichst nicht gewerblich oder als Ferienwohnungen. Nun gut, einerseits klingt das nachvollziehbar, wären da nicht andererseits Neubauten von Gewerberäumen, die teils leer stehen und aus dem Boden sprießende neue Hotels. Also will man auch als Urlauber nicht die Familien, die sich selbst bekochen, sondern vor allem die, die sich auch teure Hotels leisten können.

Konstanz kann nun mal kaum wachsen, denn See und die Grenze zur Schweiz beschänken weite Teile der Stadt. Ein Neubau nach dem anderen ohne eine Entspannung der Wohnsituation, sieht aber auch nicht nach einer Lösung aus.

Leerstand verhindern

Eine gute Idee ist das Konzept mit dem Wohnraumvorschlag: „Konstanzer Wohnungseigentümer stellen der Stadt ihre leer stehende Wohnung zur Verfügung, die einen Zuschuss zur Wohnraumförderung garantiert und befristete Mietausfallgarantie gewährt. Die Miete entspricht den sozialhilferechtlichen Grenzen.

Aber was nützt eine gute Idee, wenn ich erst beim intensiveren Recherchieren nach Leerständen erst darauf stoße. Wenn niemand weiß, dass es ein Konzept gibt, was Vermieter, Stadt und den Menschen nutzen kann, dann wird auch niemand eine E-Mail an die Stadt schreiben und um Beratung bitten.

Also bald alles gut?

Nein, ich glaube alle Maßnahmen, Neubauten und Verbote bringen wenig. Konstanz ist wunderschön. Konstanz lebt vom Tourismus. Dazu gehören Menschen, die in diesen Bereichen arbeiten. Damit wird Konstanz immer auch einen hohen Anteil an Menschen haben, die nicht Topverdiener sind und sich das Häuschen am See leisten können. Zwei Hochschulen und ein Anteil an Studierenden erfordern ebenfalls einen gewissen Anteil an Wohnraum, der mit BaföG und jobben bezahlbar ist.

Wenn nur der Markt die Preise in Konstanz macht, dann wird es nie genug passenden Wohnraum geben. Denn dann gibt es weiter viele Hotels, aber deren Mitarbeiter können hier nicht wohnen. Dann gibt es weiter viele sehr schicke Ecken mit Seeblick oder in Seenähe, die nur für manche bezahlbar sind.

Alles nach und nach zubauen mit Wohnklötzen kann es jedoch auch nicht sein.

Ich möchte eine Stadt, die eine bunte Mischung von Menschen aus verschiedenen Einkommensverhältnissen hat. Das geht aber nur, wenn Wohnraumpreise nicht überwiegend vom Markt bestimmt werden.

Ach, und übrigens, falls jemand meint die neuen Mitbürger aus aller Herren Länder seien ein Problem: Nein, das sind sie nicht. Es wird damit nur deutlicher, was die ganze Zeit schon nicht passt.

Ich wünsche mir eine Politik, die sich Konstanz mal als Ganzes anschaut und überlegt, was, wie gehen kann. Zu oft ist der Blick meines Erachtens nur beim Projekt XY, über das gerade abgestimmt wird, und ob das vielleicht gut oder schlecht ist.

Teil V aus 2021

Weiterhin geht es um nachverdichten hier, zukleistern dort, ein Hotel da drüben, aber ich erkenne kein Gesamtkonzept was zu einer Lösung führen könnte. Für mich ist die Kapazitätsgrenze in dieser Stadt schon lange überschritten und es bräuchte andere Ideen um bezahlbaren Wohnraum zu haben.

PS: Ursprünglich hatte ich mal mehrere Beiträge, da diese auch nach und nach entstanden, doch schlussendlich war es im Nachhinein besser es wieder in einen Beitrag zusammenzufassen.


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