Verwandtschaftsgrad als Titel

Ute, lange weiße Locken, auf einem großen Karton steht in neonpink Hauth, Ute zeigt grinsend auf den Schriftzug

Konflikte mit der Elterngeneration sind nötig. In der Zeit, in der wir aus Kindern und Jugendlichen erwachsen werden, ist es irgendwann nötig sich abzugrenzen.

Abgrenzen ist dann zunächst neu und insofern wird es ruckeln und teils auch mal knallen. Je nachdem wie die Menschen der jungen und älteren Generation ticken, läuft es mit mehr oder weniger Konflikten ab.



Abnabeln

Ute, lange weiße Locken, braune Augen, Sommersprossen, Brille

Nicht umsonst heißt es abnabeln, denn der erste Schritt ist die Nabelschnur nach der Geburt, der die Grenze zur Mutter erstmals setzt.

Meist lässt die Elterngeneration eher fließend los. Die kurzen, knackigen Punkte kommen von der jungen Generation, die einen Moment nutzt und etwas abschneidet – abnabelt.

Für mich gehören auch spätere Veränderungen noch immer zum Abnabelungsprozess. Der Abschluss des gemeinsamen Wohnens der Generationen ist ein weiterer Schritt. Die Beziehungen zu Partnern sind meist fließend, das bewegt das Verhältnis weniger.



…und wieder abnabeln

So bald die junge Generation auf dem Weg ist Eltern zu werden, nabeln sie sich nochmals von ihrer Elterngeneration ab. Die nächste Runde beginnt, die bisherige Jugend wird zur Elterngeneration und die bisherige Elterngeneration wird zur Großelterngeneration.

Ich heiße Ute

Ute, lange weiße Locken, auf einem großen Karton steht in neonpink Hauth, Ute zeigt grinsend auf den Schriftzug
Ute und der Karton mit neonpinkem Schriftzug Hauth

In meiner Familie gab es bei uns kleineren Kindern in den 70-ern die üblichen Mami, Oma, Tante X, Onkel Y, bei mir gab es Opa und Opa Vorname.

Abnabeln von Verwandtschaftsbezeichnungen

Als ich ins Teeniealter kam änderte sich das. Die meisten aus der Elterngeneration waren dann Erwachsene auf Augenhöhe, man sprach sich mit Vornamen an.

Titel wie Mutter, Onkel fielen weg.

Den Kindern in meinem Umfeld brachte ich immer bei: Ich heiße Ute. Im Alltag, im Normalfall war ich auch meinen Sohn, für meine Leihkinder, für die Kinder rundum schlicht: Ute.

Wenn andere Kinder sagten, das ist meine Mama, sagte mein Sohn, das ist meine Ute. Es war genauso klar und einfach. Wenn es ihm nicht gut ging, gab es manchmal ein klägliches Mama, das war ebenso gut, klar und einfach.

Namen sind seltener

Namen haben den Vorteil, dass sie meist eindeutig sind. Ich war bereits in der Schule als ich einer anderen Ute begegnete, die war schon erwachsen. Andere haben häufigere Vornamen, aber doch gibt es weniger Frauen mit denselben Vornamen als Mütter, die jemand Mama nennt. Im Deutschen geht es noch weiter, die Großmütter sind dann beide Oma. So gibt es also unzählige Omas, viele Mamas und nicht so viele mit demselben Vornamen wie man selbst.

Ute genügt

Ich heiße Ute, gerne genau so.
Im Studium in Kopenhagen duzte man auch Professoren. Kein Sie, kein Titel, kein Herr, Frau…

Im Alltag irritieren mich Menschen, die zuerst ihren Familienstand erklären.

Wenn es nach mir geht braucht es weder Titel, noch Siezen.


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